Wenn wir wahrhaftig ehrlich mit uns sind,

dann müssen wir uns eingestehen, dass es kaum etwas gibt, von dem wir zu 100% sagen können, dass es wirklich wahr ist. Wir sprechen über das Weltgeschehen, die Menschheitsgeschichte, wissenschaftliche Studien, fremde Planeten usw. ohne dabei zu merken, dass wir im Grunde wie ein Papagei das nachplappern, was andere Menschen uns erzählt oder wir irgendwo gelesen haben. Obwohl wir kaum etwas davon tatsächlich verifizieren können, übernehmen wir auf diese Weise Standpunkte, formen aus ihnen unser Weltbild und verteidigen dieses nicht selten mit Inbrunst in Gesprächen mit Andersdenkenden.

Wenn wir uns eingestehen würden, dass wir im Grunde keinerlei Ahnung haben, sondern lediglich wiedergeben was uns andere als Wahrheit vermittelt haben, entsteht plötzlich ein Raum für Wahrhaftigkeit und tiefgreifende Erkenntnisprozesse.

Zum einen macht es jegliches Beharren auf einem Standpunkt der auf „Wissen“ beruht, vollkommen überflüssig. Denn, wenn wir etwas nicht 100% überprüfen können, dann ist dies kein Wissen, sondern Glaube. Wir glauben den Worten eines anderen. Wir entscheiden uns also für ein Glaubensangebot. Daran ist auch gar nichts verkehrt, solange uns dieses bewusst ist: es ist ein Glaubensangebot. Und wir können uns gerne bewusst für ein Glaubensangebot entscheiden, wenn wir das Gefühl haben, dass es uns dienlich ist und uns weiterbringt... UND wir können es jederzeit wieder loslassen.

Zum anderen können wir uns fragen: Wenn wir so häufig ohnehin nicht überprüfen können, ob etwas stimmt – wieviel Sinn ergibt es dann einen Standpunkt zu übernehmen, daraus unser Weltbild zu konstruieren und an diesem festzuhalten. Wäre es nicht sinnvoller, stattdessen unsere Energie und Aufmerksamkeit zu uns zurückzuholen und darauf zu verwenden wiederzuentdecken, was in unserem Leben wirklich gewiss ist – um uns herum, in der Natur und vor allem in uns.

Gianna & Tim